Jetzt wird Zukunft zubereitet
Artikel, Marktleben Magazin, 2025
Nach jahrelangem Dornröschenschlaf hat der Gestütsgasthof Offenhausen wieder geöffnet. Mit guter Laune und hohem Anspruch heißt Marc Winter hier nun seine Gäste willkommen.
Sehr idyllisch, direkt an der Quelle der Lauter, liegt der Gestütshof Offenhausen. Seine lange Geschichte führt zurück bis ins 13. Jahrhundert, als hier ein Kloster gegründet wurde, von dem noch heute die Klosterkirche zeugt. Seit Jahrhunderten gehört die Anlage zum Gestüt Marbach und wird in Teilen immer noch landwirtschaftlich genutzt.
Der Gasthof unweit der Straße, die durch das Dorf von Engstingen nach Münsingen führt, galt lange Zeit als Adresse besonderer Qualität, sein Wirt, Dietmar Gulewitsch, als einer der Pioniere, die die Schwäbische Alb aus ihrer Verträumtheit auf die Höhe der Zeit des Tourismus führten. 2016 übergab er das ebenfalls von ihm geführte Landhotel auf der anderen Seite des Dorfes an die Familie Winter aus Holzmaden und blieb der Familie, bis zu seinem Tod vor zwei Jahren, freundschaftlich verbunden. Der Gestütsgasthof aber verwaiste.
Der Sohn der Familie Winter, Marc, hatte jedoch lange schon ein Auge auf das traditionsreiche Haus geworfen. Mit 15 Jahren bereits hatte ihn die Leidenschaft fürs Kochen erfasst. Nach seiner Lehre suchte er eine Herausforderung nach der anderen, um seine Kunst zu Kochen und ein Restaurant zu führen immer weiter zu verfeinern.
Koch zu sein ist kein Honigschlecken
„Kochen lernt man nicht in drei Jahren“, weiß der inzwischen 36-Jährige, der sich jetzt vor einem halben Jahr seinen Traum erfüllt hat, selbstständig zu werden. Davor ist er weit herumgekommen, hat in Österreich sein Können am Herd vertieft, auf einem Kreuzfahrschiff die Meere bereist, war in renommierten Hotels bis nach Neuseeland tätig und stellte sich, zurück in Deutschland, den Herausforderungen der Edel-Gastronomie von Alfons Schuhbeck in München.
„12 oder 14-Stunden-Tage waren da keine Seltenheit, es konnten aber auch mal 17 oder 19 Stunden werden“, erzählt er von den harten Zeiten. Heiße Küchen, extreme Hektik bei hohem Qualitätsanspruch, 380 Menüs am Abend, hierarchische Hackordnungen und cholerische Chefs – das Leben als Koch kann hart sein. „Je höher das Niveau, desto höher der Testosteronspiegel und der Stress“, beschreibt Marc Winter seine Erfahrungen.
Aber für ihn war es genau die Herausforderung, die er suchte. Nach drei Jahren in München war er einer der Dienstältesten, und erhielt den „Ritterschlag“: Er wurde Küchenchef im prunkvollen Schuhbeck’s Orlando am „Platzl“. Stars und Sternchen gingen bei ihm aus und ein, hinter der Küchentüre sorgte er für Teamgeist und gute Stimmung.
Ein Abstecher noch nach Leipzig, dann folgte die Schule zum Küchenmeister und eine fruchtbare Zusammenarbeit mit seinem Vater, Klaus Winter, im Restaurant & Landhotel Winter in Offenhausen. Bald jedoch warteten weitere, andere Herausforderungen auf ihn, denn Marc Winter wollte sein Herzensprojekt, den Gestütsgasthof, endlich wiedereröffnen.
Aber der Sprung in die Selbstständigkeit stieß auf Hindernisse: Der Umbau zog sich, wie ja viele öffentliche Bauvorhaben, gewaltig in die Länge. Kredite waren abgeschlossen und kosteten Bereitstellungs-Zinsen, Mittel aus einer Förderung durch den Landkreis drohten auszulaufen. Wiederum waren starke Nerven gefragt.
Lang ersehnte Wiedereröffnung
„Als wir dann endlich eröffnet haben, haben wir bewusst erstmal keine Werbung gemacht“, erzählt Marc Winter. Trotzdem kamen an diesem Donnerstag die ersten Gäste, Freitag mehr, Samstag noch mehr, „und am Sonntag sind wir dann völlig überrannt worden.“ So läuft die Mund-zu-Mund-Propaganda auf der Alb und unter all denen, die schon so lange „ihren“ Gestütsgasthof hatten entbehren müssen.
Schick und zugleich gemütlich sind die Gasträume, hell und modern passen sie zu einer Küche, in der traditionell Schwäbisches auf moderne junge Akzente trifft. Die traditionellen Rezepte werden dabei von Marc Winter neu zu interpretiert und erhalten eine kreative Note. Teige, Soßen, ja selbst Eis und Sorbet sind selbst gemacht. Kresse oder farbige Früchte lassen auch das Auge mitessen. Sie sehen aber nicht nur gut aus, sie geben dem Essen darüber hinaus eine feine geschmackliche Note, die Sie sich nicht entgehen lassen sollten.
Wie sein Vater, so ist auch Marc Winter selbst Jäger und das Wild in seinem Restaurant kommt direkt aus der eigenen Pacht rund um Offenhausen sowie von befreundeten Jägern. Dass auch sonst möglichst viele Zutaten aus regionaler Produktion stammen, gehört hier sozusagen zum guten Stil. Das gilt sowieso für das Zwiefalter Bier, dessen Braumeister Peter Baader immer wieder gerne mal zum Essen in den Offenhausener Gestütsgasthof kommt.
Gastfreundlichkeit aus Leidenschaft
Abgerundet wird die lebensfrohe Küche durch das freundliche Personal rund um Restaurantleiterin Jasmina Walonka. Bei ihr spürt man, dass man willkommen ist, dass ihr Gastfreundschaft Spaß macht. Zweimal 40 Plätze fassen die Gasträume, 120 die Terrasse. Platz genug für Feiern aller Art, aber auch für Rad- und Wandertouren ist Offenhausen ein idealer Ausgangspunkt oder Ziel für eine Rast.
Wer nicht weit laufen mag, hat mit der wunderschönen Lauterquelle und dem Gestütsmuseum zwei der interessantesten Ausflugsziele sogar direkt vor Ort. Das Haupt- und Landgestüt Marbach, eine Perle des Landes Baden-Württemberg, liegt nur wenige Kilometer entfernt. Ein Besuch in die Welt der Pferde lohnt sich zu jeder Jahreszeit, sei es bei einer Gestütsführung oder einer der vielen Veranstal- tungen.
Glückliche Gäste zu haben, das ist das Ziel von Marc Winter, keinen Stern, nichts Elitäres, sondern bodenständige, ehrliche Gastronomie. Er sieht voll Optimismus in die Zukunft, von der Schlecht-rederei der Welt durch Fernsehen und andere Medien will er nichts wissen. In den Schätzen unserer Heimat sieht er das Potential für eine lebenswerte Zukunft.
Mit seiner Schwester Anja, die dieselbe zukunftsoffene Fröhlichkeit ausstrahlt wie er und das elterliche Hotel führt, wird er, das ist sicher, Offenhausen zu einem Ort machen, der immer mehr zu einem Inbegriff für aktive Freizeit, Urlaub in der Region und herzliche Gastfreundschaft wird.
Artikel, Marktleben, 2025
Reservierung & Kontakt
Telefon: 07385 354 9872
Email: winter@gestuetsgasthof.de
Gestütsgasthof Offenhausen
Klosterhof 1
72532 Gomadingen (Offenhausen)
Winteröffnungszeiten
Montag – Mittwoch Ruhetag
Donnerstag bis Sonntag & an Feiertagen ab 11:30 Uhr
Durchgehend warme Küche bis 20:30 Uhr